Ship Cove – Bay of Many Coves Campsite (33 km)
Mit Beachcomber Cruises starte ich um 8 Uhr nach Ship Cove. Es nieselt leicht und wir sind nur ca. 10 Leute. Ich halte Ausschau nach Te Araroa-Wanderern. Ship Cove ist der Startpunkt des Te Araroa auf der Südinsel und Januar ein guter Zeitpunkt dafür den südlichen Teil in Angriff zu nehmen. Tatsächlich fallen mir zwei junge Typen mit passender Ausrüstung auf. Einen davon habe ich am Tag zuvor im Picton beim Versenden von Verpflegungs-Päckchen beobachtet.
Bei der Bootsfahrt wird das Wetter besser und wenig später schaut die Sonne durch die Wolken.
Das Schiff lässt uns nach ca. 1 Stunde in Ship Cove aussteigen. Ich gehe erst zum Cook-Denkmal, die anderen wandern sofort los. Ich bin müde, erst gestern morgen kam ich in Auckland an.
Dann geht’s los. Alleine nehme ich den ersten kleinen Anstieg durch den Urwald in Angriff und komme mir vor wie Captain Cook im Jahre 1770. Gerade noch im tiefsten Winter und nun plötzlich im Urwald Neuseelands.
Nach dem ersten Anstieg die ersten schönen Ausblicke. Da hinten ist Sonne, die wird doch nicht…
und tatsächlich, plötzlich wird der Himmel immer blauer.
Der Weg ist gut angelegt. Ab und zu treffe ich einen meiner Mitwanderer, aber die meiste Zeit bin ich alleine. Nach den ersten beiden Hügeln wird es flacher und ich passiere Endeavour Inlet. Der Weg steigt an zum Kenepuru Saddle und danach beginnt die Steigung zum langezogenen Höhenrücken, auf dem ich mich morgen den ganzen Tag bewegen werde. Dort ist auch mein heutiges Tagesziel, die Bay of Many Coves Campsite. Ich bin nun schon fast 30 km unterwegs und langsam tun die Füße weh.
Einige Schilder wie „Help us to help you, don’t miss Eatwell Lookout“ wecken meine Neugier. Na gut, den Eatwell Lookout nehme ich auch noch mit, obwohl es ein kleiner Umweg mit einigen Extra-Höhenmetern sind. Aber es lohnt sich:
Am Gipfel störe ich ein junges Pärchen beim Knutschen. „Are you a T.A. walker?“ fragt mich die junge Frau. „No“, aber ich wäre es gerne, denke ich mir. Sie hat gerade die Nordinsel gemachtund startet auf der Südinsel. Ihren Freund hat sie wohl auf dem Track kennengelernt. Die beiden sehen nicht wie ein Paar aus, die schon länger zusammen sind.
Und kurz vor der Bay of Many Coves Campsite dann dieser grandiose Ausblick:
Nach 33 km dann endlich der Zeltplatz. Ich suche mir ein schönes Plätzchen im Wald. Nebenan das Pärchen vom Eatwell Lookout.
Ich habe kaum noch Wasser und will meine Vorräte bei der eingezeichneten Trinkwasserstelle, einem Unterstand, auffüllen. Doch der Behälter scheint leer zu sein, aus der Leitung kommt kein Wasser. Na, toll. Ab jetzt muss das Wasser rationiert werden. Ich habe noch ca. einen halben Liter. Abendessen, Trinken, Frühstück? Ich sehe mich schon hungrig und durstig schlaflos im Schlafsack liegen.
Nach einiger Zeit schaue ich mir aber den Regenwasserauffangbehälter noch einmal genauer an. Fast alle Hütten in Neuseeland haben so ein Ding. Ich klettere hoch und entdecke einen Deckel, der sich sogar drehen lässt. Reingucken kostet nix… tatsächlich da unten ist noch ca. 10 cm Bodensatz und das Wasser schaut relativ sauber aus. Also fische ich mit meinem Topf und einer Schnur das Wasser aus dem Behälter und filtere das Wasser bis meine 2l-Flasche voll ist. So sehr habe ich mich über Wasser schon lange nicht mehr gefreut.
In der Nacht dann noch eine weitere Überraschung. Im Vorzelt raschelt es. Ich reise das Zelt auf und leuchte einem Opossum direkt in die Augen. Hau ab… Am nächsten Morgen fehlt mein Medikamentenbeutel. Ob ihm das Ibuprufen geschmeckt hat? Ich werde es nie erfahren. Später in Nelson kaufe ich im Supermarkt ein paar Medikamente nach.