2019 hatte ich Lust auf längere One-Way-Strecken, einfach um auch neue Gegenden vom Rad aus zu erkunden. Eine Tour davon war München – Lindau, bei der mich mein langjähriger Radfreund Achim begleitet hat.
Bei der Tourenplanung kann man sich entscheiden, ob man eher nördlicher (flacher) oder südlicher (bergiger) fahren möchte. So ist es denkbar Pässe wie das Oberjoch oder den Riedbergpass mitzunehmen. Da ich aber mehr Lust auf eine Genusstour hatte und Achim auch nicht den Spaß verderben wollte, habe ich mich für die Strecke über Kaufbeuren, Kempten und Lindenberg entschieden. Hierbei gibt es einige kleinere Berge, die aber nicht zu schwer zu fahren sind. Auf jeden Fall lohnt es sich am Ende über den Pfänder anzukommen, der Ausblick ist einfach zu traumhaft.
Um genügend Zeit für die Rückfahrt einzuplanen, startete ich kurz vor Sonnenaufgang um 5:30. Es war mit 7 Grad noch eiskalt und ich habe richtig gefroren, da ich kurz/kurz unterwegs war und auf sämtliche Zusatzkleidung verzichtet habe. Mit Achim war der Treffpunkt Dießen am Ammersee vereinbart, so war ich in den ersten beiden Stunden alleine.
Im Isartal bei Schäftlarn ist Nebel, die Straßen autoleer, alles ist noch ruhig. Kurz vor Starnberg treffe ich einen Radler, der recht flott auf seinem Tri-Bike unterwegs ist. Ich hänge mich in seinen Windschatten und frage ihn an der Ampel in Starnberg, wohin er fährt: St. Moritz. Vielleicht das nächste Mal 😉
Ab Starnberg ist etwas Verkehr. Wenig später passiere ich Andechs. Nach dem Treffen am Bahnhof in Dießen fahre ich mit Achim weiter. Zu zweit macht das doch mehr Spaß und wir sind ein eingespieltes Team: 2015 waren wir bei der Schwalbe Tour Transalp am Start. In Kaufbeuren gönnen wir uns ein zweites Frühstück.
Die Strecke führt über einige stillgelegte Bahntrassen, die als Radwege umfunktioniert wurden. Tolle Sache, kein Verkehr und relativ eben, so kommen wir schnell voran. Aber wie das immer bei so langen Touren ist, irgendwann zieht es sich doch. Spätestens bei dem längerem Anstieg hinter Kempten frage ich mich, wie weit es wohl noch ist. Leider haben wir beide schon Hunger, wollen aber unser Lunch erst in Lindau einnehmen. So fallen wir in Lindenberg noch über eine Tankstelle her und holen uns dringend benötigte Kohlenhydrate.
Glücklicherweise kommt direkt danach der schönste Streckenabschnitt mit „Allgäu pur“:
Es folgende einige kleinere Anstiege, bis wir den Bodensee erblicken. Schöner geht’s kaum:
Nach einer rasanten und kurvenreichen Abfahrt erreichen wir den Radweg am Bodenseeufer und finden uns unvermittelt in Horden von E-Bike-fahrenden Rentnern, Familien und Tourenradlern wieder. Dazwischen mischen sich noch Autos, die man nicht überholen kann wegen Radlern im Gegenverkehr. Bei der Überfahrt der Brücke zur Insel Lindau komme ich mir vor wie bei der Tour nach Venedig. In Lindau genießen wir das ersehnte Mittagessen, dann aber nix wie weg. Zu voll und zu viele Leute hier.
Der besondere Spaß wird dann noch die Rückfahrt: Dass es Schienenersatzverkehr von Lindau nach Hergatz gibt, den wir nicht nutzen dürfen, wussten wir schon. Dass die Strecke von Lindau nach Hergatz nur bergauf führt und teilweise wegen der Bauarbeiten umgeleitet wird, nicht. So wird es noch recht knapp mit dem Anschluss. Am Ende werden wir noch in Pasing aus dem Zug geworfen werden, obwohl die S-Bahn-Stammstrecke gesperrt ist. Nicht lustig. Ich fahre mit dem Rad zur U-Bahn. Schließlich bin ich gegen 20 Uhr wieder zuhause. Trotzdem ein schöner Tag! Die Bahnfahrt vergesse ich schnell, die Eindrücke auf dem Rad nicht.
Planung:
Strava:
Weitere Variante: