Am Morgen gehe ich zurück zur Haupstraße und folge dieser einfach bis Courmayeur.
Hier scheint eine Veranstaltung im Gange zu sein, schon von weitem höre ich die Lautsprecherdurchsagen.

Es stellt sich als Ultratrail-Veranstaltung mit einer Strecke von bis zu 450 km heraus, abartig! Ich habe wohl gerade den Start verpasst. Jetzt wird mir auch klar, warum die Hotels alle ausgebucht waren. Ich genehmige mir noch ein verspätetes Frühstück, stocke meine Vorräte auf und nehme den schweißtreibenden Aufstieg zum Rifugio Giorgio Bertone Vecchio in Angriff. Der Ort ist wirklich komplett überfüllt, die Massen schieben sich durch die Gassen.

Als Ziel habe ich mir heute den Grand Col Ferret ausgesucht, ein Pass auf über 2600 m Höhe. Auf der Karte schaut es dort recht flach aus, es gibt einige Quellen in der Nähe und das Biwakieren ist ab einer Höhe von 2500 m Höhe generell erlaubt. Am Rifugio Giorgio Bertone Vecchio baue ich mein Zelt mal wieder zum Trocknen auf. Auch von dieser Seite schaut der Mont Blanc einfach nur beeindruckend aus, wenngleich südseitig weniger Gletscher zu sehen sind.

Hier sehe ich zum ersten Mal ein Schild zum Grand Col Ferret: 6h. Mir schwant, dass das ein langer Tag werden wird. Wenn alles klappt bin ich erst um ca. 19 Uhr am Ziel. Links der Mont Blanc und ganz rechts die Grandes Jorasses mit dem Walker Pfeiler:

Der Weg führt größtenteils recht angenehm immer auf einer Höhe entlang.

Es ist hier nicht so voll wie auf der Aiguilles Rouges auf der Nordseite.

Am Ende geht es wieder hinunter ins Tal und der Aufstieg zum Rifugio Elena und weiter zum Grand Col Ferret beginnt. Sicherheitshalber fülle ich noch meine Wasservorräte auf, falls es oben doch kein Wasser geben sollte. Auf dem Weg zum Rifugio Elena werde ich von den Amerikanern überholt, die ich die letzten Tage immer mal wieder treffe. Alles meist Rentner, aber die haben ja auch keine 10 kg Rucksack zu schleppen, sondern nur ein bisschen Tagesgepäck. Hinter der Hütte holt mich irgendwann der Schatten ein. Es ist schon 19 Uhr und der riesige Mont Blanc wirft seinen Schatten schon bald vor Sonnenuntergang auf die gegenüberliegenden Berghänge.

Hinter der Passhöhe gibt es zum Glück wirklich riesige zeltgeeignete Wiesen. Ein Zelt steht schon da und ein drittes kommt später hinzu. Ein perfekter Platz. Und eine kleine Quelle gibt es auch in der Nähe.

Ich staune nicht schlecht, als in der Dämmerung noch 3 MTBs vorbeikommen und Richtung Schweiz abfahren. Ach ja, der Col Grand Ferret ist gleichzeitig die Grenze zwischen Italien und der Schweiz. Morgen wird es etwas teurer. Von der Passhöhe mit italienischem Netz telefoniere ich noch nach Hause.
