„Die ersten Kilometer alleine“
Da der Wittensee etwas abseits meiner geplanten Route liegt, lassen wir Schleswig links liegen und fahren direkt nach Norden. Kleine Umplanungen habe ich während der Tour noch öfters gemacht. Meist habe ich die Route für den nächsten Tag am Vorabend erstellt.
Bei Missunde nehmen wir die Fähre über die Schlei, die erste von insgesamt 16 Fährfahrten auf der gesamten Tour. Beim ersten Mal war es ein Abenteuer, die letzten haben nur noch genervt…
Es folgen viele Kilometer im idyllischen Hinterland von Flensburg. Entweder einsame Nebenstrassen oder menschenleere Landstraßen mit Radwegen, die wir aber oft auslassen, es kommt ja sowieso kein Auto.
In Flensburg füllt Gunnar seine Vorräte an Müsliriegeln auf und ich besorge mir Gas für meinen Kocher. Nach einer gemeinsamen Abschluß-Pizza in der Fußgängerzone fahren wir getrennte Wege: Gunnar entschließt sich spontan über Sylt nach Hamburg zurückzufahren und ich breche nach Dänemark auf. Ab jetzt bin ich auf mich alleine gestellt.
Was in Dänemark sofort auffällt: Es gibt praktisch immer separate Radwege oder zumindest einen breiten Radstreifen. Sogar eine eigene Beschilderung für Fernradler! In manchen Kreisverkehren haben Radler Vorfahrt wie die Autos und es existieren teilweise Umfahrungen für Poller. Radlers Paradies!
Die Straße ist recht langweilig, es geht immer geradeaus und ist flach:
Dann sehe ich zum ersten Mal das Meer:
Irgendwo hier marschiere ich dann auch das erste Mal in einen Supermarkt. Ich glaube, es war sogar ein Rema 1000, meine Lieblingskette dann auch später in Norwegen. Die haben gute Fertigsalate und Sandwiches. Oft ist es gar nicht so leicht was Brauchbares zu finden. Fertigmahlzeiten sind im Norden wohl nicht so beliebt wie bei uns.
Heute möchte ich den Tag ausnutzen und bei einem offiziellen Shelter/Lagerplatz übernachten. Davon gibt es in Dänemark hunderte und alle sind in einer Karte verzeichnet:
https://www.visitdenmark.de/explore/unterkuenfte-cid19/shelters-naturlagerplaetze-cid31?map=1
Bei Kolding gibt es mehrere Shelter an einem aufgelassenen Bahnhof, das schaut interessant aus. Auf den letzten Kilometer folge ich einem Trail, der herrlich durch den Wald führt und das Naherholungsgebiet von Kolding zu sein scheint. Definitiv einer der schönsten Abschnitte in Dänemark.
Am Lagerplatz tummeln sich schon zwei Frauen und einige Kinder plus Odin, ein Husky. Es gibt Würstchen vom Grill und Odin ist permanent nur am Rumjaulen. Echt nervig! Netterweise bekomme ich auch ein paar Würstchen angeboten, die ich aber dankend ablehne. Dafür leihe ich mir aber gerne ein Feuerzeug, denn das habe ich in Flensburg vergessen zu kaufen und so bleibt mir ein kaltes Abendessen erspart.
Nachdem ich heute 150 km geschafft habe, sind es bis zur Fähre nach Dänemark in Hirtshals noch etwa 275 km. Die fährt nur mittags um 12:45. Ein starker Tag am Mittwoch mit 200 km und am Donnerstag Vormittag dann noch die restlichen 75 km, das könnte hinhauen. Nach einigen Recherchen plane ich den Campingplatz in Aalborg als Ziel. Das sind 205 km, ein Supermarkt ist in der Nähe und eine warme Dusche nach so einem Tag kann auch nicht schaden.