Im Sturm über die Helgelandsbrua
Entgegen der Wettervorhersage scheint am Morgen die Sonne. Die nächste Fähre fährt aber wieder so blöd, dass ich um 7 Uhr hätte starten müssen und auf das Frühstück will ich nicht verzichten. Also nehme ich halt die nächste und starte etwas später.
Hier ist es wieder besonders einsam und schön.
Wenig später passiere ich die „Seven Sisters“, weil die Hügelkette 7 Gipfel hat, die leider heute teilweise in Wolken sind.
Dann erreiche ich den Ort Sannessjøen. Dort gibt es eine größere Tankstelle. Da Sonntag ist und ich für die nächste Fähre noch deutlich zu früh dran bin, kehre ich ein und gönne mir einen Burger. Bei der Fähre ist auf der Karte kein Warteraum zu erkennen, so beschließe ich, die Zeit in der Tankstelle abzusitzen. Gerade als ich aufbrechen muss, um pünktlich bei der Fähre zu sein, fängt es an zu regnen und stürmen. So ein Mist!
Im Sturm nähere ich mich der ersten großen Brücke auf meiner Tour, der Helgelandsbrua. Aus den Augenwinkeln sehe ich noch eine Digitalanzeige und die Zahl 15. Hmm, ist das etwa der Wind auf der Brücke, 15 m/s? Das wären 54 km/h. Die norwegischen Brücken, die über Fjorde führen sind riesig hoch, damit unten drunter die großen Schiffe durchfahren können. Erst geht es einen längeren Anstieg hoch. Und dann oben auf der Brücke ist der Seitenwind so stark, dass ich kaum geradeaus fahren kann. Es regnet so waagrecht von links, dass es hinter der Bordsteinkante auf der linken Seite einen schmalen, trockenen Streifen gibt. Jedes Wohnmobil oder LKW, der mich überholt, bewirkt, dass ich Schlangenlinien fahren muss, weil ich plötzlich in den Windschatten einfahre oder der Wind mich wieder voll trifft. Auf dem schmalen Gehweg zu fahren ist unmöglich bei dem Seitenwind. Und zu Fuß gehen, will ich auch nicht, das dauert mir zu lange. Ich habe Angst…
Völlig entnervt und durchnässt komme ich nach 70 km an der Fähre an. Dort gibt es doch einen Warteraum, grrr. Er hat fünf Sitzplätze, die alle schon belegt sind mit 4 Radfahrern und einem Motorradfahrer und ich stelle mich in die Ecke. Wir reden kaum etwas. Die anderen Radler sind noch trocken hierher gekommen. Ich sollte morgen mit Ihnen fast den ganzen Tag unterwegs sein. In der Tankstelle zu warten war heute aber eine saudumme Idee!
Nach der Überfahrt regnet es noch immer. Ich kehre in ein Restaurant ein und peile bei einem Kaffee erst mal die Lage. Im weiteren Verlauf muss ich ein langes Fjord ausfahren und ich habe keine Ahnung, ob man da irgendwo übernachten kann. Ich habe wenig Lust weiterzufahren. In der Nähe gibt es einen Campingplatz, der Hütten vermietet. Die sind inzwischen aber alle ausgebucht. Dann zelte ich eben auf dem Campingplatz, wenigstens gibt es eine trockene Küche und warme Dusche. Im Sturm baue ich mein Zelt auf.
Abends hört der Wind auf und es nieselt nur noch etwas und ich mache einen kleinen Spaziergang zum Hafen. Morgen soll es besser werden. Ich schlafe nicht sehr gut, es ist permanentes Möwengekreische zu hören. Nur im Dunkeln so zwischen 23 Uhr und 2 Uhr ist Ruhe…