Im Zweier-Team mit Bernt Richtung Alta
Ich bin als Erster beim Frühstück, da ich die nächste Fähre nach 50 km möglichst früh erreichen will. Heute stehen die letzten beiden Fährüberfahrten an, ich habe aber Glück: Es ist der letzte Tag des Sommerfahrplans und die Fähren verkehren quasi stündlich. Aber da es morgen ab Mittag wieder mal regnen soll, möchte ich heute möglichst weit kommen. Das Frühstück auf dem Schiff gefällt mir wesentlich besser als die Kabine.
Direkt vom Hafen weg geht es gleich über die Tromsøbrua. Ich habe wieder Glück, der Fahrbahnbelag wird zwar gerade erneuert, aber der Radweg über die Brücke ist befahrbar. Wäre auch ansonsten schwierig, da es nur noch den Autobahntunnel gibt. Auf der andere Seite erblicke ich die berühmte Kirche von Tromsø.
Es ist Sonntag morgen und nichts los.
Mir geht’s prächtig und ich realisiere erst langsam, dass ich auf dem Weg nach Alta bin zum großen Finale.
Und was für ein Wetter. An der ersten Fähre von Breivika nach Svensby ergeben sich diese Ausblicke:
Mit mir an Bord fährt ein anderer Bikepacker. Wir kommen ins Gespräch. Bernt wohnt in Tromsø und fährt nach Alta zu einem Auftritt des Norwegian Arctic Philharmonic Orchestra. Er ist Mitglied des Orchesters und spielt Cello!
Und er ist in meiner Altersklasse. Auf der anderen Seite in Svensby fahren wir gemeinsam weiter. Wir scheinen einfach gut zusammenzupassen.
Wir kommen schnell nach Lyngseidet zur zweiten Fähre, die nach Olderdalen übersetzt.
Bernt erklärt mir, dass die schneebedeckten Berge die Lyngen Alps darstellen. Als wir in Olderdalen weiterfahren, bin ich in Hochstimmung, so schön hier. Und im Windschatten von Bernt macht das noch mehr Spaß.
Bernt kennt sich gut aus und führt mich zu einer Tankstelle, an der man auch am Sonntag etwas zu essen kaufen kann. Das nutze ich gleich aus und bestelle mir in weiser Voraussicht einen Burger mit Pommes. Wir wollen wegen der Wettervorhersage beide heute soweit als möglich kommen. Es ist allerdings noch ein 400 m hoher Pass, der Kvænangsfjellet, zu bezwingen.
Ich bin nun doch schon ziemlich müde. Oben treffen wir zwei andere Bikepacker, die wir schnell aus den Augen verlieren. Nichts wie weiter! Eine wunderbare Aussicht, aber auch recht frisch.
Nach der kalten Abfahrt merke ich, dass ich heute nicht mehr sehr weit fahren möchte. Als wir am Campingplatz in Sekkemo vorbeikommen, schlage ich vor hier zu übernachten, und Bernt ist einverstanden.
Die Sonne sieht nicht nur kalt aus, sondern sie wärmt auch kaum. Zum Abendessen wäre ein Bier nett, also frage ich die freundliche Dame vom Campingplatz, ob sie Getränke verkauft. Erst verneint sie, verkauft mir dann aber zwei Bierdosen aus ihrem Privatbestand. Ich muss barzahlen, das ist um die Uhrzeit sicher verboten, aber es geht sogar in EUR mit Wechselgeld. Neben uns zelten zwei Schweizer.
Mit Bernt stoße ich auf den genialen Tag an und wir sind beide froh, eine heiße Dusche zu bekommen. Bernt spricht sogar etwas Deutsch. Morgen soll es schon vormittags regnen, aber es sind „nur“ noch 110 km nach Alta. D.h. es ist wieder frühes Aufstehen angesagt.