Tag 8: Hjerkinnholen – Trondheim km 1009-1202

Mit dem Föhn ans Meer

Am nächsten Morgen geht es noch den finalen Anstieg hoch und dann bin ich auch schon auf der E6, der ich die nächsten 50 km bis Oppdal folgen muss. Als ich realisiere, dass das die Autobahn war, die mich auch kurz vor Lillehammer begleitet hat, wird mir etwas mulmig. Aber an dieser Stelle ist es nur noch eine abgelegene Bundesstraße und die ist um diese Zeit auch kaum befahren.

Zudem geht es praktisch die ganze Zeit bergab und ich bin flott unterwegs. Bei Oppdal (ein norwegischer Skiort) gabelt sich der Weg. Wenn ich der E6 folge, könnte ich ein paar Kilometer sparen. Aber irgendwann wird die Straße sicher auch wieder größer, da nehme ich lieber die abgelegene Nebenstrecke über den See Granasjøen.

Oppdal mit Skigebiet

Hier geht es gleich noch mal hoch auf fast 1000 m:

Spätestens hier bin ich froh diese Strecke gewählt zu haben, es ist so schön:

Dann folgen etwa 20 km Schotterstrecke, nicht schlimm, aber auch nicht so angenehm, wenigstens fast immer abwärts.

Überhaupt geht es jetzt wieder ganz lange bergab und mit viel Rückenwind verlasse ich langsam die Bergregion. Der Föhn bläst die Wolken weg und es wird sonnig und warm. Jetzt wird mir auch klar, warum in Trondheim die Wettervorhersage immer etwas besser aussah. Bei Orkanger treffe ich endlich wieder auf das Meer und zum ersten Mal auf den Eurovelo 1, der mich bis zum Nordkap führen wird.

Kurz vor Trondheim fangen wieder die Radwege an. Dieser Rad-Highway endet jedoch bald:

Nach 193 km erreiche ich Trondheim, dort habe ich ein Hotel gebucht. Ich bin zwar müde, aber meine Stimmung hat sich doch gebessert. Will ich jetzt wirklich abbrechen? Vielleicht habe ich gestern alles zu schwarz gesehen.

Ich fahre mit einem E-Scooter nach Trondheim rein und gönne mir einen fetten Burger. Zufällig sehe ich auch noch die berühmte Krönungskirche der norwegischen Könige:

Und eine Kleiderwäsche ist auch mal wieder möglich und fällig:

Mir kommen immer mehr Zweifel, ob meine Entscheidung richtig war. Wenn ich meine Strategie ändere, keine Ruhetage mehr nehme und nur 100 km am Tag fahre, kann ich auch bis Ende August locker am Nordkap ankommen. Ich muss mir meine Kraft besser einteilen und nicht mehr diese Gewalt-Touren machen. Mehr als 10 Stunden im Sattel sind einfach kein Vergnügen. Außerdem merke ich, wie stark meine Stimmung schwankt. Abends nach der anstrengendsten Etappe der Tour eine Entscheidung zu treffen, war vielleicht nicht der klügste Zeitpunkt. Und jetzt zuhause in der Hitze sitzen und sich ärgern, aufgegeben zu haben, fühlt sich auch gerade falsch an. OK, was soll’s ich fahr weiter…

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