Der schönste Abschnitt zwischen Trondheim und Bodø und der schönste Wildcampingspot der Tour
Da ich wegen der Möwen sowieso kaum geschlafen habe, stehe ich um 5 Uhr auf. Der Regen scheint aufgehört zu haben und ich will mein Zelt noch einigermaßen trocken zusammenlegen. Die Wolken hängen noch in den Bergen und es kann jeden Moment wieder anfangen zu regnen.
Das tut es dann auch, als ich gerade losfahren will. Als ich so neben einem Mülleimer stehe, erinnere ich mich, dass wir früher bei Regenwetter manchmal mit Mülltüte gefahren sind. Spontan bastele ich mir eine Mütze, damit mein Kopf nicht gleich nass wird. Schaut gar nicht so schlecht aus 😉
Zuerst muss ich einen kleinen Pass erklimmen. Hier staut sich die Bewölkung und es gießt wieder wie aus Kübeln. Hauptsache weg aus Nesna! Hinter der Passhöhe im Lee dann wird es plötzlich trocken. Aus dem Fjord heraus gibt es einen 3 km langen Tunnel. Es sollte nicht der einzige bleiben. Die norwegischen Tunnel sind alle sehr gut beleuchtet. Trotzdem ist es immer ein beklemmendes Gefühl dort hindurchzufahren. Und mein Vorderlicht hat seinen Dienst quittiert. Wahrscheinlich ist ihm der Regen nicht bekommen. Na egal, Hauptsache das Rücklicht funktioniert noch.
Und dann fängt es tatsächlich an aufzuklaren…
Und ich befinde mich gleich in einer traumhaften Fjordlandschaft.
Es ist Montag und endlich erreiche ich den ersten kleinen Supermarkt, den Matroken in Aldersund. In der Sonne lege ich meine Sachen zum Trocknen aus. Es ist noch ein anderer Bikepacker hier, den ich später bei der ersten Fähre wiedertreffe und der sich als Ritch vorstellen sollte. Auf der Abfahrt zur ersten Fähre des Tages bieten sich diese traumhaften Ausblicke:
Heute stehen drei Fährüberfahrten auf dem Programm, bei denen ich mir genau ausgerechnet habe, wann ich wo sein muss. Gleich bei der ersten Überfahrt überschreiten wir den Polarkreis, der mit einem Landmarker gekennzeichnet wird:
An Bord treffe ich das dänische Ehepaar wieder, mit dem ich in Tjøtta zu Abend gegessen habe.
Mit mir an Bord sind auch noch drei andere Bikepacker. Ritch aus dem Supermarkt von vorhin und zwei junge Typen aus Deutschland, Arne und Malte. Sie haben den gleichen Plan wie ich mit den drei Fähren durchgerechnet und nach der ersten Fähre bilden wir eine kleine Gruppe, um schnell in time die zweite Fähre zu erreichen.
Für mich der schönste Abschnitt auf der Strecke zwischen Trondheim und Bodø.
Auf dem Weg zur dritten und letzten Fähre geht es noch mal durch ein wunderbares Fjord:
Auf dieser Strecke fahren wir quasi alleine, da es für Autos einen kürzeren Tunnel gibt, den aber Radfahrer nicht benutzen dürfen. Die Fähre von Vassdalsvik nach Ørnes fährt deshalb auch nur dreimal am Tag.
Nach der dritten Fähre stellt sich die Frage nach der Übernachtung. Ich einige mich mit Ritch auf einen schönen Wildcampingspot, der bei Komoot eingezeichnet ist. Als wir aber merken, dass die Hauptstraße durch einen Tunnel führt und wir den Passanstieg nehmen müssten, um zum Zeltplatz zu kommen, entscheiden wir uns spontan für diesen perfekten Spot direkt am Strand:
Dort gibt es sogar eine Toilette und Frischwasser. Definitiv der beste Wildcampingspot der gesamten Reise. 168 km stehen auf dem Tacho, wieder drei Fähren abgehakt und morgen weniger als 100 km nach Bodø und das ohne weitere Fährfahrt. Zur Feier des Tages spendiert Ritch einen schottischen Whiskey aus seinem Vorrat, nachdem er notdürftig seine gebrochene Zeltstange geflickt hat.